Im Dezember 2013 gab es eine erste Versammlung mit etwa 100 Menschen in Gudensberg. Dann ging es sehr schnell. Unsere erste Aktion, die Demonstration am 22. Februar 2014, war ein Riesenerfolg. Die große Teilnehmerzahl hat gezeigt, dass die Menschen nicht alles hinnehmen werden, was ihnen häppchenweise als „Information“ aufgetischt wird.
Wir haben ein klares Ziel und engagieren uns dafür. Das macht uns stark. Wir wollen den Chattengau und unsere gesamte nordhessische Region in ihrer Eigenart erhalten. Denn das ist doch eigentlich verrückt: Es werden viele Anstrengungen unternommen, dieses landschaftliche Juwel touristisch bekannter zu machen. Man macht sich Sorgen über Bevölkerungsschwund. Und dann das: Die sogenannte „Intensivtierhaltung“ zerstört mittelfristig das meiste, was den Reiz und die Besonderheit des Chattengau ausmachen.
Die Folgen der „Intensivtierhaltung“ sind gravierend:
Überdüngung der Böden,
Verunreinigung des Grundwassers,
Geruchsbelästigung,
Gefahren durch Emissionen,
Wertminderung von Immobilien.
Dies sind direkte und kurzfristige Konsequenzen. Doch wer über den Tellerrand schaut, denkt auch an nachfolgende Generationen, seine Kinder oder Enkelkinder. Mediziner wissen von der zunehmenden Gefahr durch resistente Keime (MRSA), die durch die Massentierhaltung gefördert werden. Früher tauchten diese Keime in Krankenhäusern auf, heute sind Menschen aus Regionen betroffen, in denen Massentierställe stehen oder Schlachthöfe wie in Gudensberg. Die Keime können bei Menschen mit schwacher Immunabwehr (Alten, Kranken, Kindern) vielfältige Erkrankungen auslösen. Von Atemwegserkrankungen, Hautentzündungen über Lungenentzündungen oder sogar Sepsis reicht die Palette. Wenn die Keime Resistenzen entwickeln, werden sie richtig gefährlich und können auch übertragen werden. Sie finden sich in der Luft, und wird verseuchte Gülle ausgebracht, ist ein Spaziergang in der Nähe wenig empfehlenswert.
85% aller in Deutschland verkauften Antibiotika landen in der sogenannten intensiven Viehwirtschaft. Deshalb werden Antibiotika-Resistenzen zunehmend ein Problem in der Humanmedizin, denn der Mensch nimmt Rückstände dieser Medikamente auf.
Nachdem die Schlachthoferweiterung in Gudensberg nicht verhindert werden konnte, wurde es um die BI Chattengau etwas ruhiger. Doch im Hintergrund lief sehr viel: Unsere BI war wesentlich an der Entwicklung und Gründung der Aktionsgemeinschaft Agrarwende Nordhessen e.V. (AGA) beteiligt, die offiziell im Frühjahr 2018 ins Vereinsregister eingetragen wurde. Die AGA hat als Dachorganisation neue Bürgerinitiativen teilweise von der Gründung an beraten und ist heute an vielen Stellen und an diversen Projekten in Nordhessen beteiligt. Weiterhin sind Mitglieder der BI Chattengau in der AGA aktiv und haben dort gemeinsam mit anderen Gruppen schon einige Erfolge erzielen können.