Plukon setzt auf Transparenz

Seit der öffentlichen Sitzung im Planungs- und Bauausschuss der Stadt Gudensberg wurde es in der Öffentlichkeit diskutiert: Ist das Wasser, das der Geflügelschlachthof aus seiner Kläranlage in den Goldbach leitet, in irgendeiner Weise gefährlich?

Die Abwässer des Schlachthofs werden in einer eigenen Kläranlage behandelt (Foto Warlich)

Es wurde offensichtlich, dass sich seitens der Verwaltung eigentlich niemand wirklich darum kümmert. Das Regierungspräsidium erfüllt seinen Auftrag und prüft mehrmals pro Jahr nach den Abwasserrichtlinien, doch darin gibt es keine Grenz- oder Messwerte für Keimbelastungen. Der Kreis fühlte sich nicht zuständig und ebenso wenig die Stadt Gudensberg.

Letztlich wurde – wie berichtet – die Bürgerinitiative Chattengau gegen Massentierhaltung mit Unterstützung der AGA-Nordhessen aktiv und ließ auf eigene Kosten Wasserproben aus dem Goldbach in der Nähe der Einleitung des Schlachthofs ziehen.

Das Problem dabei: Das Wasser fließt im Oberlauf durch landwirtschaftliche Nutzfläche, d.h. wenn dort das Feld gedüngt wird sind natürlich Keime vorhanden. Bei unseren Proben, die wir direkt im Goldbach entnommen hatten,  ließ sich keine ungewöhnliche Belastung nachweisen. Dennoch ging Plukon nach unserer Aktion in die Informationsoffensive.

Wir konnten Wasserproben direkt im Werk nehmen (Foto Warlich)

Unabhängig von unseren völlig gegensätzlichen Positionen zum Thema Massentierhaltung und Fleischindustrie wurden wir eingeladen, erneut Wasserproben zu nehmen, diesmal aber direkt am Klärwerk auf dem Firmengelände. Auf dieses Angebot kamen wir gerne zurück.

In der letzten Oktoberwoche wurden wir dann offen und sehr freundlich empfangen. Fachkundige Experten unterstützten uns: Dr. Markus Schimmelpfennig, ausgewiesener Experte für Hygiene mit dem Schwerpunkt multiresistente Keime, sowie ein Diplom-Ingenieur, der sich auf die Beratung zum Thema Wasserqualität spezialisiert hat, diskutierten mit dem Geschäftsführer des Schlachthofs Frank Grundl und seinen Mitarbeitern.

Es wurden Proben gezogen, die nun ins Labor gehen. Sollten sich auch darin keine Keime nachweisen lassen, wäre dies ein erfreuliches Ergebnis, denn so könnte zumindest gesagt werden, dass eine direkte Gefährdung der Bevölkerung durch die Abwassereinleitung in den Goldbach nicht besteht. Wir sind gespannt auf das Laborergebnis.

Festzuhalten bleiben dennoch drei Dinge.

1. Wir begrüßen, dass Plukon Schutzmaßnahmen für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung ernst nimmt und danach handelt. Allerdings fördern Großschlachthöfe wie Plukon die Massentierhaltung, denn nur durch die industrielle Mast ihrer Lieferanten lassen sich die Preise so niedrig halten. Das bedeutet Qualzucht und Tierleid und verursacht Schäden an der Umwelt und fürs Klima, die an anderer Stelle dann von der Allgemeinheit gezahlt werden.

2. Grundsätzlich bleibt eine mögliche Gefährdung durch antibiotikaresistente Keime im Fleisch aus Großschlachthöfen bestehen. Erst kürzlich hatte Greenpeace bei Stichproben in Supermärkten nachgewiesen, dass ein Drittel der Proben mit entsprechenden Keimen belegt war.

3. Fragwürdig bleibt das Verhalten der öffentlichen Verwaltung. Erst nachdem sowohl die Grünen als auch die BI Chattengau und die AGA das Thema aufgriffen, kam etwas Bewegung in die Angelegenheit. Zuvor wurde vor allem auf die jeweilige Nicht-Zuständigkeit verwiesen.

Die Ergebnisse der letzten Proben stehen noch aus. Wir werden sie ebenfalls an dieser Stelle veröffentlichen.